„Wie ein Grab, nur öffentlich“

Alemannia-Jugendmannschaften reinigen Stolpersteine
Als Julian am Donnerstag-abend zum Tivoli kam, wusste er schon, was ihn erwartet: „Ich habe mal eine Serie gesehen, Pfefferkörner“, erzählt der 14jährige. „In einer Folge wohnten Juden in einem Haus, vor dem Stolpersteine verlegt waren. Neonazis haben die Steine herausgerissen und damit die Fenster eingeworfen. Das war ganz schrecklich.“

Im Tivoli wurde Julian gemeinsam mit seiner Mannschaft, der U14, sowie der U16 von Vizepräsident Andreas Görtges und dem Initiator der fünf Alemannia-Stolpersteine Thomas Wenge (Beauftragter der Fan-IG für „Alemannia 1933-45“) begrüßt. Julian sah Bilder der Stolpersteine, hörte vom Schicksal Max Salomons, der nur drei Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten von deren Anhängern aus der Mannschaft gedrängt worden war. Er erfuhr vom Schicksal der Juden in Auschwitz und dem Mord an dem 14jährigen Hans „Hänschen“ Silberberg im Vernichtungslager Majdanek.

Julian ist fassungslos: „Die wurden schrecklich behandelt, obwohl sie nichts gemacht hatten.“

Dann schritt die etwa 40köpfige Truppe zuerst zu den Stolpersteinen und dort zur Tat: Die Steine von Erich André, Max Salomon und Fritz Moses wurden abgeschrubbt, gewaschen und gereinigt. Für Julian, der selbst Hand anlegte, war die Reinigung der Steine ein „Respektszeichen“ und „Es hat Spaß gemacht“.
Am Ende des Abends betonte Thomas Wenge, dass das keine einmalige Aktion bleiben dürfe: „Das machen wir jetzt jedes Jahr, das ist so Tradition.“ Andreas Görtges fügte hinzu: „Nächstes Jahr machen das vielleicht die Tischtennisspieler oder die Leichtathleten, wir sind ja in allen Abteilungen Alemannia“.

Das Schlusswort bleibt Julian: „Ich finde es schön, dass sich die IG und die Alemannia dafür einsetzen. Die Menschen hatten es einfach nicht verdient, getötet zu werden, aber verdient, dass sie einen Stein bekommen, der einmal im Jahr gereinigt wird. Ein Stolperstein ist wie ein Grab, nur öffentlich.“


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