Enttäuschung über Niering und das Kompetenzteam
Die von einigen Fans aufgeworfene Frage, weshalb die IG den Herren von Team 2 nach der Rücknahme ihre Präsidiumskandidaturen überhaupt noch ein Forum anbiete, beantwortete sich am Donnerstagabend quasi von selbst: Mehr als 60 Alemannia-Fans aus allen Lagern strömten ins rappelvolle Werner-Fuchs-Haus, sorgten für den bestbesuchten offenen Abend seit langem und zeigten damit, dass nach wie vor großes Interesse daran vorhanden ist, was die Mitglieder des Teams 2 zu sagen haben.
Zu Gast waren Dr. Michael Gottschalk, Horst Rambau und Dirk Trampen. Die jederzeit sachliche und faire Diskussionsrunde dauerte mehr als zwei Stunden. Es ging unter anderem um die Gründe für den Rückzug und vor allem um die Frage, was denn nun wirklich dran ist an der vom Team 2 ins Gespräch gebrachten Zwei-Millionen-Euro-Offerte eines nach wie vor anonymen Gönners.
Wir haben die wichtigsten Themen zusammengefasst und weisen noch einmal darauf hin, dass Vertreter des Kompetenzteams um den Präsidentschaftskandidaten Dr. Martin Fröhlich beim nächsten offenen IG-Abend am kommenden Donnerstag, 24. August, ab 19 Uhr ebenfalls Gelegenheit erhalten, sich und ihre Konzepte für die Alemannia im WFH vorzustellen und zu den von Gottschalk, Rambau und Trampen geäußerten Darstellungen Stellung zu beziehen.
Der unbekannte Gönner und seine Millionen-Offerte
Nein, der Name des Mannes, der der Alemannia mit einer Zwei-Millionen-Euro-Zuwendung auf die Beine helfen wollte und vielleicht noch will, wurde auf dessen ausdrücklichen Wunsch nicht genannt. Gottschalk und Rambau betonten aber mehrfach, dass es sich um ein sehr ernst gemeintes und sehr seriöses Angebot gehandelt habe. Dirk Trampen untermauerte dies: „Ich habe – das kann ich hiermit eidesstattlich erklären – mit dem betreffenden Gönner persönlich gesprochen, der mir bestätigt hat, dass das kein Fake ist, sondern dass das ein ernsthaftes Angebot ist, das über Horst Rambau an die Alemannia getragen wird. Allerdings hatte er die Bedingung, dass dieses Geld von Horst Rambau treuhänderisch und möglichst als Schatzmeister verwaltet werden soll. Dieses habe ich Thomas Gronen (Anm.: Mitglied des Kompetenzteams) am Freitag, 7. Juli, dann auch so gesagt. Ich habe ihn auch gebeten, mit Herrn Fröhlich und Herrn Niering darüber zu sprechen.“
Horst Rambau deutete an, dass es sich bei dem Gönner um einen zu seinen Mandanten zählenden Unternehmer aus Aachen handele, der an Werbung bei der Alemannia oder an Anteilen an der Alemannia nicht interessiert sei, sondern dem Klub einfach nur auf die Beine helfen wollen. Der Plan habe gelautet, das Geld als (abzugsfähige) Spende an den Verein fließen zu lassen und es dann nach dem Ende der Insolvenz über eine Kapitalerhöhung an die GmbH weiterzuleiten. „Das Geld hätte Herr Dr. Niering niemals gesehen. Es wäre erst geflossen nach dem Abschluss der Insolvenz, keinen Tag früher“, so Rambau.
Erfolglose Annäherungsversuche
Über dieses Anfang Juli in Aussicht gestellte, völlig überraschende Angebot war der Kreis um Rambau natürlich sehr erfreut. Dirk Trampen nahm laut eigener Aussage unverzüglich Kontakt mit Thomas Gronen auf, um Mitglieder beider Teams und den Gönner zu einem Gesprächstermin zusammenzubringen. „Wir sind bewusst nicht an die Öffentlichkeit gegangen, weil wir die Sache intern gemeinsam auf den Weg bringen und auch nicht den Anschein erwecken wollten, mit den zwei Millionen alle anderen erdrücken zu wollen“, so Trampen.
Die Reaktion der Fröhlich-Gruppe sei aber unerwartet reserviert ausgefallen. Die Gruppe habe sich trotz der Millionen-Offerte nicht in der Lage gesehen, den vom Gönner gewünschten Wochenendtermin einzurichten. Schließlich sei ein Termin für Dienstag, 11. Juli, vereinbart worden, den die Fröhlich-Gruppe dann aber wieder kurzfristig abgesagt habe.
Eine Präsidiumskandidatur eines Team 2 sei zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht konkret in Erwägung gezogen worden, so Trampen. Vielmehr habe das Team 2 auf ein gemeinsames Vorgehen mit Team 1 gesetzt – wobei man vor allem nach Möglichkeiten suchen wollte, Horst Rambau wie vom Gönner gewünscht nach Möglichkeit als Schatzmeister im Präsidium zu positionieren und ihm so die treuhänderische Verwaltung der Zuwendung zu ermöglichen. Rambau betonte, dass er nach den schlechten Erfahrungen in seiner Aufsichtsratszeit eigentlich nie mehr einen Posten bei der Alemannia anstreben wollte. Dass er es jetzt doch noch einmal versucht habe, sei allein auf die einmalige Chance der großzügigen Gönner-Hilfe zurückzuführen.
Nur um das Geld irgendwie für die Alemannia zu retten, habe man sich nach dem Abblitzen bei Team 1 kurz vor Toresschluss für eine eigene Kandidatur entschieden. Mit dem Bekanntwerden dieser offenbar als Affront missverstandenen Gegenlandidatur habe Team 1 den Gesprächsfaden aber endgültig abreißen lassen.
Schneller Rückzug nach Niering-Kritik
Die schnelle Rücknahme der Kandidatur begründete Michael Gottschalk vor allem mit der heftigen öffentlichen Kritik, die speziell Insolvenzverwalter Niering unmittelbar nach Bekanntwerden der Kandidatur geäußert habe. Gottschalk zitierte eine in der Presse abgedruckte ausdrückliche Wahlempfehlung Nierings pro Team 1 und die Aussage des Insolvenzverwalters, dass das Mitwirken des als „Hauptschuldners“ bezeichneten Ex-Sponsors Alexander Goy „das gesamte Team Gottschalk mehr als in Frage stellt.“
Gottschalk war Niering einen „schweren Fehltritt“ vor. Falsch sei die Behauptung, Goy schulde der Alemannia 250.000 Euro. Tatsächlich gehe es derzeit vor Gericht nur um 39.000 Euro, und ob der Klub überhaupt Recht bekomme, sei fraglich. Gottschalk: „Niering hat versucht, unser Team zu unterminieren und uns jegliche Chance zu nehmen, und das nach meiner Auffassung mit einer völlig falschen Behauptung in Bezug auf Alexander Goy. Wir haben dann überlegt, was sollen wir tun, und dann ist uns eigentlich nur eingefallen, wir ziehen uns sofort zurück, weil wir keine Lust haben, mit einem Insolvenzverwalter zu arbeiten, der mit solchen Mitteln arbeitet.“
Dabei, so Gottschalk weiter, habe Niering seine Kritik geäußert, ohne jemals mit Leuten aus dem Rambau-Kreis gesprochen zu haben. Rambau und Gottschalk erklärten in diesem Zusammenhang, dass sie schon im März nach der Insolvenzanmeldung einen größeren Kreis von Leuten um sich versammelt hätten, die der Alemannia in dieser schwierigen Situation helfen wollten. Seitdem habe es mehrere, aber allesamt erfolglose Versuche gegeben, mit dem Insolvenzverwalter ins Gespräch zu kommen.
In den Gesprächen sollte es auch um die Gründe für die neuerliche Insolvenz gehen. Rambau ist der Ansicht, dass Niering die Steuerschuld aus der ersten Insolvenz zu Unrecht als Hauptursache der neuerlichen Insolvenz bezeichnet hat. Ein Ministeriumserlass von Ende April sichere den Erlass aller Steuern auf Sanierungsgewinne zu. Nach Rambaus Auffassung hätte Niering den Insolvenzantrag unverzüglich zurückziehen können oder gar müssen.
Einige Gäste des Fan-Abends kritisierten den schnellen Rückzug von Team 2 und betonten, dass sie sich von einem Team mit zwei Millionen Euro im Rücken mehr Durchhaltevermögen gewünscht hätten.
Rückendeckung für Alex Goy
Ausdrücklich nahm Rechtsanwalt Gottschalk den für seinen Sponsorenrückzug stark kritisierten Alexander Goy in Schutz. Einerseits habe es die frühere Geschäftsführung versäumt, die vertraglich erforderliche schriftliche Zustimmung zur Trikot-Änderung für das Tihange-Spiel einzuholen. „Man hat darüber gesprochen, aber es hat nie eine Vereinbarung gegeben. Man hat das dann einfach so gemacht, eigenmächtig.“
Vor allem aber seien die im Herbst 2016 aufgekommenen neuen Insolvenzgerüchte ein Grund für die Vertragskündigung gewesen. Wegen der aufkommenden Unsicherheit habe Goy angeboten, fortan monatlich statt halbjährlich zu zahlen. Dies habe der Verein ebenso abgelehnt wie die von Goy schriftliche Garantie, dass es bis Ende März nicht zur Insolvenz komme. Daraufhin habe Goy im Januar gekündigt. „Meiner Meinung nach zu Recht, denn niemand kann einem Sponsor zumuten, in einen Verein zu investieren, der kurz vor der Insolvenz steht“, so Gottschalk.
Dirk Trampen ergänzte, dass Alexander Goy den Klub in den vergangenen vier Jahren immerhin mit nachweislich fast 360.000 Euro unterstützt habe und dass er auch durchaus bereit gewesen wäre, wieder einzusteigen, wenn man die leidige Geschichte denn einvernehmlich aus der Welt geschafft hätte.
Konzept für bis zu zehn Millionen
Nur kurz riss Horst Rambau eine weitere Finanzierungsidee seiner Gruppe unter dem Schlagwort „1000 mal 10.000“ an. Hier gehe es um ein Modell, nach dem bis zu 1000 Geldgeber gefunden werden sollen, die im Laufe der nächsten vier Jahre jeweils 10.000 Euro einzahlen und so bis zu zehn Millionen Euro zusätzlich in die Kasse bringen. Dieses Konzept werde er dem neuen Präsidium bei entsprechendem Interesse gern zur Verfügung stellen, so Rambau.
Was die zwei Millionen des unbekannten Gönners angeht, gibt Rambau das Geld noch nicht ganz verloren. Er sei weiterhin zu Gesprächen mit Niering und der Fröhlich-Gruppe bereit. Der Gönner erwarte allerdings weiterhin, dass Wege gefunden würden, ihn (Rambau) als Treuhänder zu verankern und dass vor allem „endlich Ordnung in den Sauhaufen Alemannia“ gebracht werde…