BERICHT ÜBER DEN OFFENEN ABEND AM 09.08.2018

MvH über Kaiserstädter, Karlsbanditen und Sponsoren

 

Seit fast genau einem Jahr ist Martin vom Hofe als Geschäftsführer am Tivoli tätig – zunächst bei der alten, nun bei der neuen TSV GmbH. In dieser Zeit hat der umtriebige Ex-Essener gehörig Schwung und neue Ideen in den Laden gebracht. Beim Offenen Abend der Fan-IG entwickelte sich denn auch prompt eine lebhafte Gesprächsrunde unter anderem über das neue Kaiserstädter Bier, den Umgang mit den Ultras und die nicht einfachen Suche nach Sponsoren.

Kaiserstädter Traumstart

Unsere Regionalliga-Profis sind nicht ganz so gut in die Saison gestartet. Aber immerhin: Mit dem neuen Stadionbier läuft’s bisher offenbar bestens. Ausgangspunkt für die „Erfindung“ des Kaiserstädters war laut vom Hofe die Ankündigung des langjährigen Partners Bitburger,einen neuen Vertrag nur mit Abstrichen zu Ungunsten der Alemannia abschließen zu wollen. Dabei hatte sich unser Geschäftsführer schon über den auslaufenden alten Kontrakt gewundert: „Ehrlich gesagt: Ich hatte noch nie zuvor einen so schlechten Biervertrag gesehen.“

Vom Hofe lehnte dankend ab – und ließ nach guten Gesprächen mit der Korschenbroicher Traditionsbrauerei Bolten schließlich „Kaiserstädter – Das gute Alemannen-Bier“ offiziell als exklusive Alemannia-Marke eintragen. Zunächst nur als Fassbier fürs Stadion gedacht, brachte man das vollmundige Helle Ende Juni in Kooperation mit Rewe Reinartz auch in 0,33-Liter-Bügelflaschen auf den Aachener Markt. Mit großem Starterfolg: „Die ersten 500 Kästen waren innerhalb eines Tages weg, und auch die Nachlieferung von 1500 weiteren Kästen reichte nur für wenige Tage.“

Inzwischen sind laut vom Hofe schon mehr als 3000 Gebinde verkauft worden. Weitere Rewe- und auch einige Hit- und Trinkgut-Filialen außerhalb der Stadtgrenzen seien eingestiegen, und man arbeite emsig an der weiteren Optimierung des Vertriebs und der Ausweitung des Verkaufsnetzes. Im Fanshop sollen demnächst auch passende Bierdeckel und Kaiserstädter Gläser angeboten werden.

Das Geschäftsmodell sei im Prinzip ganz einfach: Alemannia kauft bei Bolten günstig ein und bringt das Bier dann mit Preisaufschlag an den Endverbraucher. Kalkuliert wird mit 3700 verkauften Kästen pro Saison. „Die Alemannia verdient an jedem verkauftem Kasten ein paar Euro und natürlich auch beim Stadionausschank. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir am Ende des Tages besser dastehen werden als beim Bitburger.“

 

Schwierige Sponsorensuche

Auf anderen Feldern musste Martin vom Hofe allerdings auch Rückschläge hinnehmen. Insbesondere der Absprung der bisherigen Top-Partner Actimonda und DocMorris, deren Zahlungen im Segment „50.0000 bis 100.000 Euro“ gelegen hätten, „hat schon sehr wehgetan. Da hatten wir Anfang des Jahres noch fest mit Vertragsverlängerungen gerechnet.“

Ausschlaggebend sei aber in beiden Fällen nicht konkrete Unzufriedenheit mit der Alemannia gewesen. So habe die Actimonda mit Blick eine unternehmensaffinereüberregionale Werbewirkung einer bundesweiten Laufsportserie den Vorzug gegeben, während DocMorris nach einigen kostspieligen Firmenzukäufen in jüngerer Zeit nun offenbar auf Konsolidierung setze und beim Werbeetat spare.

Es sind aber auch einige mittlere und kleinere Sponsoren abgesprungen. „Unsere Hoffnung, dass diejenigen, die uns in der Insolvenz die Treue gehalten haben, auch die neue TSV-GmbH unterstützen würden, hat sich leider nicht in allen Fällen erfüllt“, gab vom Hofe zu. Die Abgänge hätten durch die Neugewinnung andere Sponsoren zwar kompensiert werden können. „Aber es ist eben unterm Strich noch nicht so viel obendrauf dazugekommen wie erhofft.  Trotzdem gibt es keinen Grund zur Panik, aber natürlich auch keinen Grund zum Jubeln.“

Konkret darauf angesprochen, wo man mit Blick auf die angepeilten zwei Millionen Euro an Sponsoreneinnahmen denn nun stehe, sagte Martin vom Hofe: „Im Fußball-Marketing gibt es die goldene Regel, dass am ersten Spieltag 90 Prozent des kalkulierten Sponsoring-Umsatzes fest eingefahren sein müssen. Und da stehen wir auch.“

In diesem Zusammenhang stellte der Geschäftsführer klar, dass man weiterhin mit knapp 5000 „verkauften Karten“ kalkuliere. Bei der kommunizierten Zuschauererwartung von 5900 seien neben Freitickets auch die nicht bei den „verkauften Karten“, sondern bei den Sponsoring-Einnahmen erfassten Business- und Logenplätze mit eingerechnet. „Und mit derzeit rund 500 VIP-Karten liegen wir sogar über dem Vorjahresniveau.“          

 

Hilfreiche Investörchen

Mit Blick auf die „sensationelle“ Investörchen-Aktion bat vom Hofe um Verständnis dafür, dass man nicht Euro und Cent genau öffentlich sagen könne, wie die rund 50.000 Euro denn nun genau verwendet worden seien. „Aber ich versichere nochmals, dass das Geld komplett in Fuat Kilics 1,2-Millionen-Budget für den Kader geflossen ist. Das Ziel, möglichst viele Stammspieler am Tivoli zu halten, konnte zwar nicht im erhofften Maße realisiert werden. Aber ohne die Inverstörchen-Hilfe hätte Junior Torunarigha, auch wenn er später die Chance auf den Wechsel in eine 1. Liga genutzt und uns eine Ablöse gebracht hat, wohl gar nicht erst verlängert. Und wir hätten wohl auch den einen oder anderen neuen Spielern nicht verpflichten können.“

 

„Ultras sind Fans“

Von einigen Zuhörern geäußerten Forderungen nach einem härteren Durchgreifen gegen zündelnde Ultras („endlich klare Kante zeigen“, „am besten alle rauswerfen“) erteilte Martin vom Hofe eine Absage. „Aktionen wie die Initiative für die Rettung der Wüwa-Treppe zeigen, dass auch unter den Ultras viele engagierte Fans mit Herzblut für die Alemannia zu finden sind. Man sollte da nicht alle über einen Kamm scheren, und wir wollen im Dialog bleiben – auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass ich auch mit einer Parkuhr reden könnte, wenn ich bei den Ultras auf das Thema Pryo zu sprechen komme.“

Es sei aber klar, dass es keinerlei Rechtfertigung für Pyro-Aktionen wie zuletzt in Essen und Bonn gebe, dass der Verein dies scharf verurteile und dass auf dieses vereinsschädigende Verhalten auch angemessen reagiert werden müsse. „Dies haben wir mit dem Entzug bestimmter Privilegien ja auch getan. Aber was würde die von manchen geforderte knallharte Kante unterm Strich denn tatsächlich bringen? Dann würde die Gefahr drohen, dass es in jedem Spiel brennt.“

 

Rüffel für Kilic

Themenwechsel: Offenbar nicht gut angekommen sind bei Teilen der Vereinsspitzeöffentliche Äußerungen von Trainer Fuat Kilic. Er hatte unter anderem gesagt, dass die Alemannia derzeit finanziell nicht konkurrenzfähig sei, dass man sich nach langen Auswärtsfahrten nicht einmal ein Tageshotel leisten könne und dass man sich mit Blick auf die nächste Saison in allen Bereichen weiterentwickeln müsse.

Aufsichtsratsmitglied Mike Schleiden sagte, solche Äußerungen liefen dem Bemühen der Vereinsführung um eine „positive Außendarstellung“ zuwider. Im persönlichen Gespräch habe er, Schleiden, Kilic die „persönliche Meinung“ gesagt und ihm verdeutlicht, dass „solche Baustellen besser intern gehalten werden sollten und dass so etwas nicht auf dem Markt breitgetreten werden muss.

Martin vom Hofe nahm’s gelassener: „Das ist eben Fuats Art, die Leute wachzurütteln und zu versuchen, weitere Kräfte für die Alemannia zu mobilisieren.“


 

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