Stolpersteinverlegung am 06.02.2019
Fünf Stolpersteine gegen das Vergessen
„Mit der Ausstellung »Alemannia 1933-1945 – Fußball zwischen Sport und Politik« im Zeitungsmuseum haben wir die von den Nazis ermordeten oder ohne Wiederkehr verschleppten TSV-Mitglieder aus der Vergessenheit geholt. Nun möchten wir mit einem dauerhaft sichtbaren Zeichen dazu beitragen, dass sie niemals wieder dahin geraten“, sagt Thomas Wenge, Sprecher der Interessengemeinschaft der Alemannia-Fans und Fanclubs, über eine für Mittwoch, 6. Februar, geplante Aktion, die die Fan-IG mit dankenswerter Unterstützung des TSV Alemannia Aachen e.V. und der Stadt Aachen initiiert hat. Auch Alemannia Präsident Dr. Martin Fröhlich betont: „Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ist unerlässlich, um Fehlentwicklungen in der Zukunft zu vermeiden. Wir sind für diese beispielhafte Initiative dankbar und unterstützen sie aus voller Überzeugung. Erinnerung ist Voraussetzung für die Überwindung des Bösen und die Lehren für die Zukunft.“
An diesem Tag wird der international bekannte Kölner Künstler Gunter Demnig nach Aachen kommen, um Stolpersteine in Erinnerung an sechs Alemannia-Mitglieder zu legen, die Opfer der Nationalsozialisten geworden sind.
Am 6. Februar um 10.30 Uhr findet vor den Häusern Thomashofstraße 15 und 17 der offizielle Gedenkakt zur Stolperstein-Verlegung statt. Die Thomashofstraße ist der letzte bekannte Wohnort des ehemaligen Alemannia-Funktionärs Erich André und von Max Salomon. Salomon war an der Seite von Reinhold Münzenberg Stürmer im Alemannia-Team, das 1931 die Rheinbezirksmeisterschaft gewann.
Im Frühjahr 1933 war der jüdische Fußballer aus rassistischen Gründen im Verein nicht mehr erwünscht. Er musste vor der nationalsozialistischen Verfolgung aus seiner Heimatstadt fliehen. Er wurde 1940 in Frankreich interniert. 1942 sollte Max Salomon ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau verschleppt werden. Auf dem Transport musste er zum Zwangsarbeitereinsatz den Zug verlassen, hier verlieren sich seine Spuren. Es wird angenommen, dass er bei diesem Einsatz in Oberschlesien zu Tode gekommen ist.
Weitere Nazi-Opfer aus dem Kreise der Alemannia sind Fritz Moses aus der Jülicher Straße, Robert Salomon aus der Bismarckstraße und Hans Silberberg aus der Aretzstraße. Auch vor ihren ehemaligen Wohnhäusern wird Gunter Demnig jeweils seinen seiner Stolpersteine verlegen. Dem ebenfalls ermordeten Dagobert Pintus kann leider kein Stein gewidmet werden, weil seine letzte Adresse nicht bekannt ist. Der Stolperstein für Eduard Levy kann trotz Ankündigung derzeit nicht verlegt werden, da der letzte Wohnort umstritten ist.
Die Stolperstein-Verlegung am 6. Februar, zu der alle Fans und Mitglieder für 10.30 Uhr in die Thomashofstraße eingeladen sind, soll nicht die einzige Aktion im Nachgang zur Ausstellung bleiben. Darüber planen die Fan-IG, die Alemannia, die Stadt und die städtische Stadiongesellschaft, dem ehemaligen Spieler Max Salomon den Weg hinter der Tivoli-Südtribüne zu widmen. Noch im ersten Halbjahr 2019 sollen dort (ohne formelle Änderung der postalischen Adresse) zwei Gedenkstraßenschilder und eine Informationstafel aufgestellt werden.
Seit 1992 verlegen Gunter Demnig und seine Mitarbeiter in ganz Europa Stolpersteine für Opfer des Nazi-Regimes. Rund 70.000 dieser Erinnerungstafeln gibt es in Deutschland und 24 weiteren Ländern bereits. Es handelt sich um ins Straßenpflaster eingelassene, zehnmal zehn Zentimeter große Messingtafeln mit den Namen der Opfer, ihrem Geburtsjahr sowie dem Ort und dem Zeitpunkt ihrer Ermordung oder ihrer Deportation. Wirklich stolpern kann man über die golden glänzenden Steine nicht. Aber man muss sich im Wortsinne vor den Opfern verbeugen, um die Inschrift auf den Tafeln lesen zu können.