Anbei die Pressemitteilung der Fan-IG vom 01.09.2016 im kompletten Wortlaut:
Mit großer Skepsis betrachtet die Alemannia-Fan-IG die Suche der Vereinsspitze nach Investoren für die klamme Fußball-GmbH des Traditionsvereins. Insbesondere die 80-Prozent-Option, die laut Alemannia-Aufsichtsratschef Dr. Christian Steinborn Hauptbestandteil des Investorendeals werden soll, bereitet den Fan-Vertretern Unbehagen. Geschäftsführer Thomas Wenge betont jedoch, dass die Fan-IG nicht grundsätzlich gegen jegliche Investorenlösung sei. Er signalisiert zudem Gesprächsbereitschaft auch in der Frage, wie viele GmbH-Anteile der Verein abgeben darf.
Bisher waren 24,9 Prozent die Schmerzgrenze für die IG. Inzwischen hat die Vereinsspitze aber erklärt, dass die als Favoritin geltende Interessentengruppe um Spielerberater Lars-Wilhelm Baumgarten und Rechtehändler Michael Kölmel entweder größer oder aber gar nicht einsteigen wolle. Dies hat Baumgarten jüngst bestätigt. „Diesen Gegebenheiten müssen wir uns wohl oder übel stellen. Wenn die Konditionen und Rahmenbedingungen stimmen, könnten deshalb notfalls auch 49,9 Prozent eine tragbare Option werden“, so Wenge. Aber eines sei klar: „Die Mehrheit muss dauerhaft beim TSV bleiben. Es darf nicht so weit kommen, dass irgendwann eine kleine Gruppe von Geldgebern über die Köpfe des TSV-Präsidiums und der Mitgliedschaft hinweg allein über den Alemannia-Fußball entscheidet.“
Genau diese Situation sehen die Fan-Vertreter jedoch herannahen, nachdem Steinborn und andere Aufsichtsratsmitglieder inzwischen mehrfach erklärt haben, dass selbst der Verkauf von 49,9 Prozent nur als erster Schritt gedacht sei. Darüber hinaus solle den Käufern schon jetzt eine Option auf weitere 30,1 Prozent für den Fall garantiert werden, dass die 50+1-Regelung im deutschen Profifußball fällt.
Spätestens an diesem Punkt schrillen bei den Fan-Vertretern die Alarmglocken. „Wenn mittelfristig 80 Prozent der Anteile und Stimmrechte in die Hände externer Geldgeber gelangen, ist dies der nahezu komplette Ausverkauf der GmbH. Das ist kein Einstieg von Investoren mehr, es ist de facto der Ausstieg des TSV aus dem Profifußball“, erklärt Wenge und kündigt im Namen der Fan-IG massiven Widerstand gegen die 80-Prozent-Option an.
Noch verhindert die 50+1-Regel, dass Investoren neben der Kapital- auch die Stimmrechtsmehrheit bei Profivereinen übernehmen können. Experten rechnen aber mit einem baldigen Ende von 50+1. Dürften die externen Investoren irgendwann also 80 oder mehr Prozent an der Alemannia-GmbH übernehmen, dann bleibt laut Fan-IG für den Verein nicht einmal mehr die bei 25,1 Prozent liegende Sperrminorität übrig. „Der TSV wäre komplett entmachtet. Denn wenn eine andere Gesellschaftergruppe über mehr als Dreiviertel der Stimmen verfügt, kann sie praktisch alle wichtigen Punkte im Alleingang entscheiden“, so Thomas Wenge, „die neuen Eigentümer könnten ihre Alemannia-GmbH meistbietend nach China verschachern. Oder sie könnten den ganzen Laden einfach dichtmachen, wenn er nicht den erhofften Profit abwirft. Das ist für uns das reinste Horror-Szenario.“
Erschwerend komme hinzu, dass die Investoren zunächst nur in überschaubarem Rahmen zahlen wollen. Zuletzt war von vier Millionen Euro verteilt über fünf Jahre die Rede. Dies ist für die IG keine Summe, die die Chancen auf den Aufstieg in die 3. Liga entscheidend verbessert. „Wie werden die Investoren reagieren, wenn ihr Geld in ein paar Jahren verbraten ist und wir immer noch in der Regionalliga kicken? Schießen sie dann weitere Millionen nach oder ziehen sie die Reißleine und lassen einen insolvenzreifen Scherbenhaufen zurück?“, fragt Thomas Wenge besorgt.
Die IG bevorzuge einen anderen Weg als den Ausverkauf: „Wir haben eine Mannschaft, die billiger, aber sicher nicht schlechter ist als der Vorjahreskader. Wir haben ein gutes Fan- und Sponsorenpotenzial. Aber es fehlen aktuell knapp 400.000 Euro zur schwarzen Null. Wenn wir alle – Vorstände, Mitglieder, Fans, Freunde und Gönner der Alemannia – gemeinsam Ideen entwickeln, sollte es möglich sein, die Lücke zu stopfen. Das oberste Ziel muss lauten, es aus eigener Kraft zu schaffen statt die Alemannia für immer an fremde Herren zu verkaufen.“